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Soziale Klassen und ihre Konflikte

In der Mengenlehre bezeichnet der Term „Klasse“ eine Zusammenfassung von Objekten, die ihre Elemente bzw. Teilbestandteile bilden. Eine soziale Klasse ist also zunächst einfach eine nach bestimmten Kriterien definierte Gruppe von Menschen. Damit unsere Untersuchung der Klassen für die politische Analyse sinnvoll sein kann, müssen wir die Klassen anhand politisch relevanter Merkmale definieren: Stellung im Produktionsprozess, Anteil am gesellschaftlichen Reichtum und soziales Habitat.

Objektive und subjektive Interessen

Verschiedene Klassen haben aufgrund ihrer Stellung innerhalb der gesellschaftlichen Verhältnisse voneinander abweichende Interessen. Wenn wir präzise sein wollen, dann müssen wir in unserer Analyse objektive von subjektiven Interessen unterscheiden.

Das subjektive Interesse einer Klasse bezeichnet schlicht und einfach das, was ihre Mitglieder de facto wollen bzw. fordern. Wenn etwa bei den Präsidentschaftswahlen in Österreich 80% der blue collar workers bzw. „einfachen Arbeiter“ für den rechtspopulistischen Kandidaten Hofer gestimmt haben, dann bedeutet das, dass der Rechtspopulismus zum Zeitpunkt der Wahl das subjektive Interesse der österreichischen blue collar workers darstellte.

Als objektives Interesse einer Klasse definieren wir demgegenüber das, was ihr wirtschaftlichen Gewinn oder politischen Machtzuwachs verschafft und ihre Mitglieder kollektiv besser stellt. So besteht das objektve Interesse der Lohnabhängigen darin, höhere Löhne ausgezahlt zu bekommen, während diejenigen, die diese Löhne zahlen müssen, natürlich daran interessiert sind, sie so gering wie möglich zu halten. Objektive Interessen bestehen völlig unabhängig davon, ob sie als solche auch erkannt werden oder nicht. Um auf das Beispiel Österreichs zurück zu kommen: Das subjektive Interesse der Österreichischen ArbeiterInnen (Hofer an die Macht) steht im Widerspruch zu den objektiven ökonomischen Interessen der Klasse, denn Hofer ist ein Wirtschaftsliberaler. Solche Widersprüche zwischen objektiven und subjektiven Interessen müssen ideologiekritisch erklärt werden, sie weisen immer auf ein Erkenntnisdefizit hin. Der marxistische Begriff des Klassenbewusstseins bezieht sich auf die Übereinstimmung zwischen objektiven und subjektiven Interessen: Je mehr die Menschen ihre wirklichen, objektiven Interessen erkennen, desto besser können sie die Verhältnisse gezielt verändern.

In Bezug auf die objektiven Interessen muss ferner noch eine weitere Unterscheidung eingeführt werden: Die zwischen den gemeinsamen Interessen der Menschen, die eine Klasse bilden, und den Interessen ihrer individuellen Mitglieder als Einzelpersonen. Bisher haben wir das objektive Interesse als gemeinsames Klasseninteresse gefasst, also als dasjenige Interesse, das die Mitglieder der Klasse teilen. Es ist aber wichtig, gleichzeitig festzustellen, dass die Interessen der einzelnen Individuen, die zu einer bestimmten Klasse gehören, von den gemeinsamen Interessen der Klasse abweichen können. Damit ist nicht nur gemeint, dass wenige Einzelne objektive Interessen haben können, die von denen ihrer Klasse abweichen, sondern vielmehr, dass alle Individuen einer Klasse als Individuen andere objektive Interessen haben als die Klasse insgesamt. Zum Beispiel könnte das Interesse einer einzelnen ArbeiterIn darin bestehen, einen Streik zu brechen, wenn ihm finanzielle Vorteile geboten werden; das Interesse der ArbeiterInnen als Kollektiv besteht aber darin, den Streik erfolgreich durchzukämpfen, um bessere Löhne für alle zu realisieren. Die Handlungsfähigkeit einer Klasse hängt wegen dieser Rationalitätenfalle1 maßgeblich davon ab, inwieweit sie dazu in der Lage ist, Solidarität und Verbindlichkeit zu erzeugen.

Sozio-materielle Bewusstseinsbildung

Die alltäglichen Interaktionen der Menschen beeinflussen auf massive Weise ihr Denken; das ist der Kerngedanke des historischen Materialismus. Subjektive Interessen können nicht nur zufällig, sondern systematisch von objektiven Interessen abweichen, weil bestimmte praktische Lebensformen bestimmte Denkweisen hervorbringen, auch wenn letztere unzweckmäßig und falsch sind.

Die kapitalistische Ideologie, nach der „jeder seines Glückes Schmied“ ist und „die Leistung zählt“, wird vor allem nicht durch bewusste Propaganda reproduziert, sondern durch die Alltagserfahrungen der im Kapitalismus lebenden Menschen. Innerhalb dieser Wirtschaftsform existieren durchaus gewisse Aufstiegsmöglichkeiten; obwohl es sich gesamtgesellschaftlich betrachtet in der Regel um ein Nullsummenspiel handelt, gewinnen die einzelnen Akteure schnell den Eindruck, dass ihr Glück und ihr Reichtum nur von ihnen selbst abhängig seien. Dies betrifft vor allem jene, die „selbstständig“ arbeiten, also das Kleinbürgertum (siehe unten). Die Situation schlecht bezahlter ArbeiterInnen erzeugt eher Resignation und ein Gefühl der Ohnmacht, das nur durch kollektive Organisation und Solidarität überwunden werden kann2. Zu diesem Zweck bietet sich das Internet als hervorragendes Werkzeug der digitalen Vernetzung an. Auch die Unterschiede zwischen Land- und Stadtleben üben einen Einfluss auf das Denken aus.

Erste Dimension: Stellung im Produktionsprozess

Die formale Stellung, die eine Gruppe von Menschen im kapitalistischen Produktionsprozess einnimmt, spielt bei der Bildung ihrer objektiven und subjektiven Interessen eine große Rolle. Die entscheidende Frage ist: Wie machen die Leute ihr Geld, worauf basiert also ihr Alltag, ihre materielle Existenz?

Als Klasse der KapitalistInnen bezeichnen wir jene, die ihr Geld primär aus Kapitaleinkünften beziehen. Kapitaleinkünfte sind alle Formen des Einkommens, die aus dem Besitz von Eigentum bezogen werden. Darunter fallen sowohl Profite, die aus dem Besitz an Produktionsmitteln wie etwa Fabriken, Büros und dergleichen resultieren, als auch Renten, die auf Wohnungen, seltene Ressourcen und Landbesitz zurückgehen. Die Mitglieder der Kapitalistenklasse haben ein objektives Interesse an der Aufrechterhaltung des Eigentumsrechtes und damit der kapitalistischen Produktionsweise als solcher. Klassenbewusste KapitalistInnen sind damit in der Tendenz (!) Gegner einer sozialen Wirtschaftspolitik.

Die KapitalistInnen können in drei Unterkategorien unterteilt werden: Klassische Bourgeoisie, Kleinbürgertum und Rentiers. Erstere beziehen Einkommen durch die Zusammenführung der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit und haben somit automatisch ein Interesse an der Senkung der Löhne sowie der Verlängerung des Arbeitstages. Im Gegensatz dazu definieren wir das Kleinbürgertum als diejenige Klasse, die ihr Einkommen durch eigene Arbeit sichert, ohne dabei in ein Lohnarbeitsverhältnis zu treten: Die Selbstständigen.3 Die Konflikte um Arbeitszeiten und Löhne gehen diese Leute zumindest auf der oberflächlichen Ebene nichts an, jedoch haben auch sie ein Interesse an der Aufrechterhaltung des Eigentumsrechts und sind in der Tendenz keine Adressaten für die ökonomische Seite kommunistischer Politik. Zuletzt wollen wir die Rentiers definieren: Rentierkapital ist Kapital, das ohne den Kauf von Arbeitskraft auskommt. Ein typisches Beispiel für einen Rentier ist die EigentümerIn von Mietwohnungen. Da auch Rentiers ihren Lebensunterhalt durch ihr Eigentum bestreiten, sind auch sie von ihrem objektiven Interesse her pro-kapitalistisch. Da sich der Prozess der Automatisierung immer weiter beschleunigen wird, werden alle KapitalistInnen mittel- bis langfristig gesehen zu Rentiers – EigentümerInnen von Robotern, also Produktionsmitteln, die ohne den Faktor Arbeit produzieren können.

Im Gegensatz zu den KapitalistInnen bilden jene, die keine eigenen Kapitaleinkünfte haben, und sich statt dessen gegen Lohn von Kapitalen anheuern lassen, die Klasse der ArbeiterInnen, das Proletariat. Dabei ist egal, ob es sich beim Arbeitgeber um die Kneipe nebenan oder ein transnationales Großunternehmen handelt. Unter dem Begriff „Proletariat“ dürfen wir uns nicht nur „klassische Stahlarbeiter des 19. Jahrhunderts“4 vorstellen, vielmehr bezieht er sich auf alle, die für Lohn oder Gehalt arbeiten – egal ob in Busfahrerinnen, Friseure, Bürokräfte und so fort. Diese Klasse hat ein objektives Interesse an verbesserten Arbeitsbedingungen durch ein strengeres Arbeitsrecht. Dieses kann ihnen höhere Löhne, besseren Kündigungsschutz und kürzere Arbeitszeiten garantieren. Wenn ein computergesteuerter Kommunismus funktioniert, dann stellt er ein objektives Interesse für jene dar, die ihren Lebensunterhalt ohne Kapitaleinkünfte bestreiten müssen und damit keinen Grund haben, sich für den Erhalt des Privateigentums an Produktionsmitteln auszusprechen.

Da die wichtigsten Kapitale heutzutage an der Börse sind, ist der Privatbesitz an Produktionsmitteln durch Aktien auf eine Vielzahl von Individuen verteilt. Ein nicht zu unterschätzender Anteil der AktienbesitzerInnen geht aber gleichzeitig auch als ProletarierInnen der Lohnarbeit nach. Die Grenze zwischen LohnarbeiterInnen und KapitalistInnen kann damit nicht immer einfach so gezogen werden, sie ist in einigen Fällen recht schwammig. Es lässt sich aber klar sagen, dass ein Personenkreis, der nur einen geringen Anteil seines Einkommens aus Kapitaleinkünften bezieht (beispielsweise 10%) deutlich schwächere „kapitalistische Interessen“ hat als eine Personengruppe, deren Einkommen zum Großteil aus industriellem Profit, Dividenden oder Aktienverkäufen kommt.

Zweite Dimension: Anteil am gesellschaftlichen Reichtum

Unabhängig von der formalen Stellung im Produktionsprozess sind die Menschen auf dieser Welt unterschiedlich wohlhabend. Einige sind bitterarm, andere dagegen über alle Maße reich. Letztere können wir klar und deutlich als Profiteure des Systems betrachten; damit wären sie weniger an einer grundsätzlichen Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse interessiert.

Im Gegensatz dazu haben jene, die ärmer sind, ein stärkeres objektives Interesse an wirtschaftlicher Umverteilung. Es reicht also nicht, nur die Stellung im Produktionsprozess unter die Lupe zu nehmen; eine freiberufliche Software-Entwicklerin, die gerade über die Runden kommt, ist zwar formal betrachtet dem Kleinbürgertum zuzurechnen, wäre aber in der Tendenz trotzdem eher an einer gesamtgesellschaftlichen Veränderung im Sinne des Kommunismus interessiert als ein extrem gut bezahlter Ingenieur oder Manager, der formal betrachtet ein Lohnarbeiter ist.

Dritte Dimension: Soziales Habitat

Die Stadt ist der idealtypische Raum der Moderne. Sie zeichnet sich durch einen hohen Grad der Vergesellschaftung und damit durch eine weitestgehende Anonymität vieler sozialer Interaktionen aus. Das Leben in der Stadt ermöglicht den Zugang zu einer Vielzahl von Bildungsinstitutionen und erlaubt es ihren BewohnerInnen zugleich, den eigenen sozialen Zirkel auf der Grundlage eigener Interessen und Vorlieben zu bilden. Auf dem Land dagegen ist der Zugang zu Theatern, Universitäten, Bibliotheken und Veranstaltungsräumen stark eingeschränkt, während der soziale Konformitätsdruck deutlich stärker ist: In einem Dorf leben zu wenige Menschen, als dass es sich individuelle Personen leisten könnten, in Bezug auf ihre sozialen Kontakte besonders wählerisch zu sein. Der Bildungsstand ist eher niedrig, was die Erkenntnis der eigenen objektiven Interessen erschwert. Es ist natürlich klar, dass es auch hervorragende DenkerInnen und extrem progressive Menschen und Gruppen auf dem Land gibt. Dennoch ist es wichtig, die generelle Tendenz wahrzunehmen: Damals wie heute werden linke Parteien und revolutionäre Bewegungen eher in (großen) Städten unterstützt als auf dem Lande.

Staat und Klassenkampf

Dass die Interessen der verschiedenen Klassen in einer großen Zahl von Fällen nicht miteinander vereinbar sind, sich oftmals sogar direkt widersprechen, ist klar geworden. Dieser Gegensatz der Interessen hat zur Konsequenz, dass die Klassen auf den Feldern Wirtschaft, öffentliche Meinung und Politik gegeneinander arbeiten müssen, wenn sie ihre Ziele durchsetzen wollen. Auf genau dieses Gegeneinander bezieht sich der marxistische Begriff vom Klassenkampf.

Die Geschichte ist voll von Klassenkonflikten. Im alten Rom zum Beispiel hatten wir die Ständekämpfe5 und den Bürgerkrieg; letzterer war ein Konflikt zwischen dem „konservativen“ Lager des neuen Adels (Nobilität), vertreten durch die Senatsfraktion der Optimates („die Besseren“), und den Mittel- und Unterschichten, deren Interessen durch eine andere Senatsfraktion vertreten wurden. Diese Fraktion, der auch die Gracchen-Brüder6 und der berühmte Staatsmann und General Julius Caesar angehörten, hieß treffenderweise Populares. Auch die Parteien der französischen Revolution können klar als Vertreter bestimmter Klasseninteressen identifiziert werden: Die königstreuen Royalisten standen für den Adel ein, die gemäßigten Konstitutionalisten7 und Girondisten unterstützten Mittelschicht und Kapitalisten, radikale Jakobiner und Sansculottes kämpften für die ArbeiterInnen und Handwerker, welche die Masse der urbanen Bevölkerung ausmachten. In jedem Fall hängt die Frage, wie viele Verbesserungen durch die politischen VertreterInnen der Unterschichten durchgesetzt werden können, davon ab, wie viel Druck die Basis entfalten kann; diese VertreterInnen haben immer auch eigene Partikularinteressen, die in einigen Punkten von denen der Basis abweichen können.

Eines der wichtigsten Felder des Klassenkampfes ist der Staat. In seinen Institutionen und Gesetzen können die miteinander streitenden Klassen Regeln und Strukturen verankern, die ihren jeweiligen Interessen entsprechen. Heutzutage versuchen Unternehmerverbände und wirtschaftsliberale Parteien, das Arbeitsrecht einzuschränken, während Gewerkschaften und linke Parteien (im Idealfall …) darauf hinwirken, Gesetze zu erlassen, die höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten festschreiben. Die Proteste von 2016, die sich gegen das neoliberale Gesetz zur Reform des Arbeitsmarktes in Frankreich („El Khomri-Gesetz“) richteten, waren ein Ausdruck des Kampfes der Klassen um den Staat: ArbeiterInnen und Studierende wandten sich gegen ein Gesetz, das ihren Klasseninteressen zuwiderläuft.

Erfolgreiche Politik im Minenfeld der divergierenden Klasseninteressen zeichnet sich oftmals dadurch aus, dass durch politische Organisationen Allianzen zwischen verschiedenen Klassen geschmiedet werden. Nur so können ausreichend starke Kräfte für den Sieg über die anderen Interessengruppen gebündelt werden.

Positionierung

Aufgrund ihrer objektiven Interessenlage sind vor allem die Armen sowie die LohnarbeiterInnen an einer grundlegenden, kommunistischen Transformation der Gesellschaft interessiert. Zusätzlich ist in Anbetracht sozio-materieller Faktoren klar, dass die städtischen Populationen die primären Adressaten für unsere Politik sein müssen.

Das heißt aber nicht, dass wir in den frühen Phasen des Aufbaus der Organisation Mitglieder nur oder vor allem aus den urban poor rekrutieren sollten. Es bedeutet nur, dass unsere Strategie auf dem Wissen basieren muss, dass bestimmte Personenkreise für unser Projekt empfänglicher sind als andere. Aus der reinen Erkenntnis, dass der Kapitalismus ein ineffizientes und menschenfeindliches System ist, geht noch kein Impuls zur Veränderung der Welt hervor. Erst wenn wir das transformative Subjekt identifizieren, können wir praktische Schritte planen. Die Klassenanalyse spielt für uns genau deshalb eine zentrale Rolle, weil erst durch sie eine Strategie der gesellschaftlichen Veränderung entwickelt werden kann.

Einzelpersonen können dabei immer vom Durchschnitt ihrer Klasse abweichen. Es kann extrem reiche KapitalistInnen geben, die der kommunistischen Politik aus rationaler Einsicht oder aufgrund ihrer Persönlichkeit positiv gegenüberstehen, genau so, wie es ArbeiterInnen gibt, die konservativ oder wirtschaftsliberal denken. Wir dürfen also nie vergessen, dass die Klassenalayse Tendenzen aufzeigt, also auf der makropolitischen Ebene zielgerichtetes Handeln erlaubt, aber niemals die politische Einstellung eines einzelnen, realen Menschen zuverlässig vorhersagen kann.

Die transformative Bewegung und Organisation muss bei der Bildung von Allianzen vorsichtig sein und darf nicht dem Opportunismus zum Opfer fallen. Die generelle Strategie des transformativen Prozesses darf nicht verleugnet werden, nur weil es gilt, diese oder jene Klasse noch in die Bewegung mit aufzunehmen. Andererseits können wir uns auch keinen naiven Idealismus leisten. Gegenwärtig wären politische Szenarien vorstellbar, in denen sich die transformative Bewegung zur Bekämpfung des Kleinbürgertums oder zur Abwehr des Faschismus kurzfristig mit verschiedenen Gruppen des „Establishments“ verbünden müsste. Dabei darf es aber niemals zur Preisgabe des politischen Programms oder der eigenen UnterstützerInnen kommen. Eine Allianz, in der die Ziele der KommunistInnen nicht umsetzbar sind, darf nur aus taktischen Gründen geschlossen werden, und muss aufgekündigt werden, sobald die taktischen Etappenziele, aufgrund derer sie ins Leben gerufen wurde, erreicht sind.

Fußnoten

1. Die Spieltheorie beschäftigt sich mit der theoretischen Untersuchung von Rationalitätenfallen; ein Beispiel dafür ist das berühmte Gefangenendilemma.

2. Hier vielleicht interessant: Geschichte und Klassenbewusstsein von Lukácz.

3. In Bezug auf das Phänomen der Scheinselbstständigkeit muss man darauf aufmerksam machen, dass es sich bei der betroffenen Personengruppe zum Teil de facto um ArbeiterInnen handelt; der juristische Status als „selbstständig“ begünstigt es jedenfalls, die eigene soziale Rolle zu missverstehen.

4. Wobei das Industrieproletariat natürlich weiter existiert; vor allem in Schwellenländern wie etwa China. Jüngst wird die Industrie auch in zunehmendem Maße nach Indonesien verlegt.

5. In den Ständekämpfen konnten die juristischen Privilegien des alten Adels (Patrizier) durch Streiks und andere solidarische Kampfformen der sogenannten Plebejer (Nichtadelige) zu großen Teilen gebrochen werden.

6. Tiberius Sempronius Gracchus und Caius Sempronius Gracchus setzten sich für eine Landreform ein, die es landlosen Proletariern und verarmten Kleinbauern erlauben würde, auf Kosten reicher Gutsbesitzer an Land zu kommen. Tiberius wurde von den Optimates ermordet, Caius wurde zum Selbstmord gezwungen.

7. Konstitutionalisten, also die Befürworter einer konstitutionellen Monarchie, bestanden ebenso wie die Girondisten auf das sogenannte Zensuswahlrecht. Dieses erlaubt es nur den wohlhabenden „Aktivbürgern“, zu wählen.